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Resilienz ist ein Begriff, der in den letzten Jahren eine massive Ausweitung erfahren hat. Der Begriff ist, nachdem er in der Militärforschung und der Pädagogik zunächst an Bedeutung gewonnen hatte, nun in fast allen gesellschaftlichen Bereichen zu finden, insbesondere im Zusammenhang mit dem Thema Nachhaltigkeit und Klimawandel. Hier gilt die Aufmerksamkeit der Ausbildung von community resilience, was nichts anderes bedeutet, als die Vorbereitung auf mögliche Katastrophen, sodass ein Überleben dennoch möglich wird. Im Bereich Sicherheit gilt nach Meinung der Regierung, ebenfalls die Bürgerinnen auf mögliche Katastrophen und Kriege vorzubereiten, so dass es nun ein deutsches Konzept zur Stärkung der Resilienz gibt. In diesen Resilienzkonzepten wird also immer vom schlimmsten Fall ausgegangen und Vorbereitungen darauf, gelten als Resilienzmaßnahmen. Da es dabei fast immer um Ressourcen geht, möchte ich den Begriff der Ressourcen hier zunächst erläutern, da er auch für die Pädagogik und Beratung relevant ist.
Ressourcen
Ressourcen sind Dinge, die wir wertschätzen, um unser Leben zu gestalten, und die wir zu diesem Zweck benötigen. Aus diesem Grund brauchen oder wollen wir diese Ressourcen und möchten sie sichern. Dazu gehören Dinge, die wir schätzen und die allgemein anerkannt sind, wie die materielle Umwelt, Unterkunft, Kommunikationsmittel (Handys, Computer usw.), Mobilität (Autos, Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln usw.) und Kleidung. Auch ein Aufenthaltstitel oder ein Reisepass sind Ressourcen. Ressourcen umfassen jedoch auch bestimmte Lebensbedingungen und Umstände, Zustände, die ich wertschätze, spezifische Bedingungen, die es mir ermöglichen, bestimmte Ziele zu erreichen, meinen Status, meine Sicherheit, Anerkennung und Zuneigung, die Menschen erhalten. Zu den Ressourcen gehören auch ein gesichertes Einkommen, Partnerschaft, Familie, Anerkennung innerhalb der Gemeinschaft und am Arbeitsplatz. Darüber hinaus werden persönliche Eigenschaften wie die Fähigkeit, Hilfe zu suchen, positives Selbstwertgefühl, Selbstregulation, Bewältigungsoptimismus und soziale Kompetenz werden ebenfalls als Ressourcen betrachtet. All diese Merkmale können den Zugang zu gewünschten Lebensbedingungen wie beruflichem Ansehen, Netzwerken, Freundschaften und Ruf erleichtern; Zugang zu bestimmten Mitteln und Bedingungen, um spezifische Ziele oder Lebensumstände zu erreichen; Zugang zu Geld; und Vertrauen von anderen; Zugang zu Informationen und Wissen. Damit bestimmte Dinge und Umstände zu Ressourcen werden, müssen spezifische Bedingungen erfüllt sein. Ressourcen sind kontextabhängig. Wenn der Strom ausfällt oder nicht verfügbar ist, hören elektrisch betriebene Geräte plötzlich auf, Ressourcen zu sein. Dann sind batteriebetriebene Geräte oder Kerzen erforderlich oder Solaranlagen, diese werden dann zu Ressourcen. Ressourcenorientierte Methoden sind ein gängiger Ansatz in der Beratung, Therapie, Sozialarbeit und Bildung. Es gibt viele Methoden, um die Ressourcen einer Person sichtbar zu machen, z. B. Lebenslinien, Genogramme, Fotoanalysen usw. Wenn Ressourcen identifiziert werden, dienen sie als Ausgangspunkt für weitere Verbesserungen im Leben, und Klientinnen haben oft das Gefühl, dass sie ihre Ziele erreichen können. Die Identifizierung der eigenen Ressourcen kann ein Gefühl von Stärke vermitteln.
Resilienz
Die am häufigsten verwendete Beschreibung im Bildungsbereich ist: Resilienz, die sich auf die Fähigkeit einer Person bezieht, autonom und selbstsicher durch das Leben zu navigieren, trotz herausfordernder und komplexer Stressbedingungen (wie dem Aufwachsen in Armut, dem Erleben von Gewalt oder Trauma):
(Grossmann/Grossmann 2009, 34).
„Die Lebensgeschichten resilienter Personen haben uns gelehrt, dass Kompetenz, Selbstwertgefühl und Mitgefühl selbst unter widrigen Umständen gedeihen können, vorausgesetzt, die betroffenen Kinder treffen auf Personen, die ihnen eine sichere Basis bieten, von der aus sie Vertrauen, Autonomie und Initiative entwickeln können. Es ist jedoch ebenso wichtig, den hohen Preis im Auge zu behalten, den solche Kinder möglicherweise zahlen müssen. Einige Schutzfaktoren, wie die Fähigkeit, sich durch Vermeidung oder Entfremdung von einer dysfunktionalen Familie zu distanzieren, können zu einer erfolgreichen Anpassung an die soziale Umgebung führen. In einem anderen Kontext und zu einem späteren Entwicklungsstadium können sie jedoch negative Folgen haben, wie das Vermeiden eigener Gefühle in engen Beziehungen.“
Ursprünge der Resilienzforschung und -bildung
Die Resilienzforschung ist mit der amerikanischen Militärforschung verbunden, die darauf abzielt, starke Soldat*innen auszubilden, die Risiko bereit sind und in der Lage zu töten, möglichst ohne selbst getötet oder verletzt zu werden oder nachhaltige Traumata zu erleiden. Studien über Kriegstraumatisierte haben gezeigt, dass einige Soldatinnen mit Trauma leichter umgehen als andere.
Die erste Längsschnittstudie zu Resilienz wurde jedoch von der amerikanischen Entwicklungspsychologin Emmy Werner durchgeführt. Die Kauai-Studie untersuchte 698 Kinder über einen Zeitraum von der Schwangerschaft bis zum Alter von 10 Jahren. Werner stellte fest, dass negative Einflüsse (wie pränatale oder Geburtskomplikationen, Armut, Vernachlässigung usw.) alle Kinder betreffen, aber etwa ein Drittel dieser Kinder nicht betroffen ist und daher als resilient gilt. (Werner 1977).
Definitionen von Resilienz in der Bildung
Aus der Kauai-Studie entstand eine allgemein akzeptierte Definition von Resilienz in der Bildung, die sie als psychologische Resilienz beschreibt, also die Fähigkeit, mit Situationen umzugehen, trotz hoher Stresslevel und signifikanter Risikofaktoren, und die „Fähigkeit, mit ‘nicht-normativen’ Entwicklungsproblemen oder einfach unerwarteten ‘Schwierigkeiten’ des Lebens, einschließlich Rückschlägen, umzugehen, ohne zusammenzubrechen, und möglicherweise sogar gestärkt daraus hervorzugehen.“ (Zander 2009).
Identifizierte Resilienzfaktoren in der aktuellen Forschung umfassen:
Angst und Furcht erkennen und akzeptieren
Einen moralischen Kompass haben
Bezug auf Glaubenssysteme
Soziale Unterstützung nutzen
Gute Vorbilder haben
Körperliche Gesundheit
Herausforderungen für das Denken suchen
Kognitive und emotionale Flexibilität
Bedeutung, Zweck und Entwicklung im eigenen Leben wahrnehmen
‘Realistischer’ Optimismus
Selbstmitgefühl
Weitere Faktoren, die Resilienz ermöglichen, sind stabile Bindungsmuster, Bildung, Bewusstsein für Selbstwirksamkeit und lebendige gute Erinnerungen. Der Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen (Wohlfahrtsstaat) und friedlichen Bedingungen ist ebenfalls zentral. Dennoch spielen individuelle Kontexte und Faktoren (Zufallsereignisse) ebenfalls eine Rolle. Faktoren, die zur Resilienz in von Armut betroffenen Familien beitragen, sind die Qualität der Bindung und der Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, die Beteiligung der Väter an der Kindererziehung und -pflege, intergenerationelles Wohnen und Netzwerke. Derzeit gibt es kein Messinstrument für Familienresilienz, aber zahlreiche Studien über Familien haben Faktoren abgeleitet, die zur Resilienz beitragen: Kohäsion, die durch Verständnis, Begreifen und Kommunikation geschaffen wird: Bindung, emotionale Verbundenheit bei gleichzeitiger Ermöglichung einer möglichen Autonomieentwicklung. Familienwertsysteme: Reflexion über schwierige Situationen und Vorstellung positiver Szenarien, Verbundenheit miteinander, die Fähigkeit, über aktuelle Probleme hinauszudenken und alternative Szenarien zu entwickeln. Religion und Glaubenssysteme Kommunikation Bewältigungsstrategien (zum Beispiel im Umgang mit Stress)
Resilienztraining mit jungen Menschen
Über einen begrenzten Zeitraum, z. B. drei Monate mit 90 Minuten pro Woche, konzentrieren sich solche Trainings auf die Identifizierung belastender und negativer Gedanken, das Erlernen von Unterbrechungsstrategien und die Etablierung alternativer Denkweisen. Sie umfassen auch das Training des Selbstbewusstseins, Verhandlungskompetenzen, Entscheidungsfähigkeiten und Problemlösungsfähigkeiten sowie das Erlernen von Entspannungstechniken. Effekte aus mehreren begleitenden Studien dieser Programme zeigen positive Ergebnisse hinsichtlich des Umgangs mit Depressionen, Auswirkungen auf die Schulbesuchsquote sowie Schulnoten. Diese Effekte halten jedoch nur ein Jahr an, bevor sie nachlassen. Daher könnte man in Frage stellen, ob man Resilienz wirklich speichern kann, falls schwierige Situationen auftreten.
Selbstmitgefühl als Resilienz
Die Gründerin der Selbstmitgefühlsforschung, Kristin Neff, unterscheidet zwischen Selbstwertgefühl und Selbstmitgefühl. Selbstwertgefühl ist mit einer Wertzuschreibung verbunden, die von anderen vermittelt wird; es ist an die Bewertung durch andere Menschen gebunden. Selbstwertgefühl wird oft mit gut oder schlecht verbunden und ist häufig an etwas Besonderes gebunden, nicht durchschnittlich im Wettbewerb und im Vergleich mit anderen zu sein. Somit wird das Selbstwertgefühl oft auf Kosten anderer etabliert. Wenn Erwartungen nicht erfüllt werden, führt dies oft zu negativen Folgen: Selbstverurteilung und Verurteilung anderer. Im Gegensatz dazu betrachtet Neff Selbstmitgefühl als Verständnis für sich selbst. Selbstmitgefühl macht unabhängig von anderen. Die freundliche und empathische Behandlung seiner selbst hat positive Auswirkungen auf die eigene Lebenssicht. Negative Situationen können neu interpretiert werden, wenn Verständnis für sich selbst vorhanden ist. Neff rät, sich selbst so zu behandeln, wie wir geliebte Menschen behandeln würden. Menschlichkeit beginnt beim Individuum und kann dann auf andere ausgeweitet werden. Achtsamkeit in Verbindung mit Selbstmitgefühl führt zu Bewusstsein und einer anderen Selbstwahrnehmung. Selbstreflexion anstelle von Selbstkritik (die das Selbstkonzept bedroht) führt zu einer konstruktiven Haltung. Freundlich mit sich selbst sowie mit anderen (z. B. Kindern) zu sprechen, lindert Stress und ruminative Gedanken. Forschungsergebnisse aus Neffs Studien: Effekte von Selbstmitgefühl:
Erhöhte Selbstwahrnehmung und Resilienz
Entspannterer Umgang mit Leistungsanforderungen und -ergebnissen
Mitgefühl für andere
Gesündere Lebensentscheidungen
Allgemeines Wohlbefinden und Lebensfreude
Motivation, Herausforderungen zu begegnen
Balance und Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen Viel weniger Selbstkritik
Selbstmitgefühl verändert die Wahrnehmung von Stress, und eine reduzierte Stresswahrnehmung verbessert das Gesundheitsverhalten. Selbstmitgefühl aktiviert Bereiche im Gehirn, die beruhigende Effekte haben. Wenn das System beruhigt ist, entstehen Gefühle von Sicherheit und Wohlbefinden, und es besteht keine Notwendigkeit für externe Mechanismen, um mit Angst und anderen negativen Gefühlen umzugehen (die immer Bewältigung erfordern, da sie als wahrgenommene Bedrohungen gelten). Zehn Minuten Selbstmitgefühlspraktiken, die über vier aufeinanderfolgende Tage aufgezeichnet wurden, reduzieren Stressgefühle, verringern Angst und verändern die Herzfrequenz (beruhigend). Selbstmitgefühl und verändertes Gesundheitsverhalten stehen im Zusammenhang mit verbesserten Selbstregulationsfähigkeiten und emotionaler Anpassung. (Homan/Sirous 2017
Es wird davon ausgegangen, dass die Stärkung der Resilienz von Kindern und Jugendlichen Schutz- und Sicherheitsfaktoren ausbildet. Dadurch können sie unabhängiger und autonomer ihr Leben gestalten. Ob Resilienz sich in existenziellen Bedrohungssituationen tatsächlich aktivieren lässt, bleibt für mich dabei eine offene Frage, denn der Fight-flight-freeze-Mechanismus wird durch Resilienz nicht außer Kraft gesetzt. Zudem vermute ich, dass Resilienz stärkende Tätigkeiten kontinuierlich praktiziert werden müssen, damit sie aktiv bleiben. Ebenfalls offen bleibt für mich derzeit die interessante Frage, ob Resilienztraining mit virtuellen Realitäten nachhaltige Resilienzeffekte erzeugen können.
Was denkt ihr dazu?
Literatur
Berking, M. (2010): Training emotionaler Kompetenzen, Berlin, Heidelberg, New York.
Crayton, P.: Compassion in Education. An Introduction to Creating Compassionate Cultures. Hg.: Foundation for Developing Compassion and Wisdom, London.
Gilbert, P. (2009): The Compassionate Mind. A New Approach to Life´s Challenges, London.
Gilbert, P. (2010): Compassion Focused Therapy, London und New York.
Grossmann,K.E./Grossmann: „Resilienz“ – skeptische Anmerkungen zu einem Begriff. In: Fooken, I./Zinnecker, J. (Hg.)(2009): Trauma und Resilienz. Chancen und Risiken lebensgeschichtlicher Bewältigung von belasteten Kindheiten. Weinheim und München.
Homan/Sirous (2017): Self-compassion and physical health: Exploring the roles of perceived stress and health-promoting behaviors . Health Psychology, Open July-December, 1–9.
Kabat-Zinn, J. (2013): Full Catastrophe Living. Using the Wisdom of Your Body and Mind to Face Stress, Pain and Illness, New York.
Neff, Kristin (2011): Self Compassion: The Proven Power of Being Kind to Yourself. Yellow Kite.
Neff, K. (2012): Selbstmitgefühl.Wie wir uns mit unseren Schwächen versöhnen und uns selbst der beste Freund werden. München.
Reddemann, L. (2007): Imagination als heilsame Kraft. Zur Behandlung von Traumafolgen mit ressourcenorientierten Verfahren
Reddemann, L. (2010): Psychodynamisch imaginative Traumatherapie für Kinder und Jugendliche. PITT – KID. Stuttgart.
Southwick,S. /Charney, D. (2012): Resilience. Cambridge: Cambridge University Press
Werner (1977): The Children of Kauai. A longitudinal study from the prenatal period to age ten. Hawai.
Walsh, F. (1998) Strengthening Family Resilience, The Guilford Press, New York.
Zander, M. (2008) Armes Kind – starkes Kind? Die Chance der Resilienz, Wiesbaden.
Zander, M. (2011): Handbuch Resilienzförderung. Wiesbaden.
Eigene.
Das erste Mal hörte ich von dem Begriff „Resilienz“ in meiner Abiturzeit im Fach Gesundheitswissenschaften. Daher wusste ich, dass es dabei um eine Art Widerstandsfähigkeit geht. In der Entwicklungspsychologie herrschte lange Zeit die Annahme, dass belastende Erfahrungen in der Kindheit zwangsläufig zu psychischen Problemen führen. Neuere Studien zeigen jedoch, dass etwa ein Drittel der Betroffenen gestärkt aus schwierigen Situationen hervorgeht und keine langfristigen psychischen Beschwerden entwickelt. Solche Menschen gelten als „resilient“, was bedeutet, dass sie in der Lage sind, Krisen zu bewältigen und gestärkt aus ihnen hervorzugehen (Kriebs, 2019, S. 17). Besonders in Erinnerung geblieben ist mir in diesem Zusammenhang ein Satz meines Lehrers, der uns damals erklärte, dass viele Kinder heutzutage als „Wattebauschkinder“ aufwachsen. Damit meinte er, dass Eltern ihre Kinder vor jeglichen Risiken oder Hürden im Leben schützen und dadurch verhindern, dass sie lernen, mit Herausforderungen umzugehen. Solche Kinder, so erklärte er, fallen bei den kleinsten Problemen im Leben direkt um. Dieser Gedanke hat mich seitdem immer wieder beschäftigt, weil ich bis dahin nie aus dieser Perspektive darüber nachgedacht hatte. Für mich war es immer selbstverständlich, dass die besten Eltern diejenigen sind, die ihre Kinder vor allen Problemen bewahren und ihnen helfen, jede Schwierigkeit aus dem Weg zu räumen. Die Fähigkeit, Resilienz zu entwickeln, beginnt jedoch schon in der Kindheit. Denn der Mensch wird von klein auf mit biologischen, psychologischen und sozialen Herausforderungen konfrontiert. Resilienz entsteht unter zwei zentralen Voraussetzungen: Erstens muss eine erhebliche Bedrohung für die Entwicklung vorliegen, und zweitens muss es gelingen, diese Herausforderung erfolgreich zu bewältigen (Zander, 2008, S. 18 & 19). Wenn Kinder, nie die Gelegenheit haben, die Erfahrung zu machen, eine Bedrohung oder Herausforderung erfolgreich zu bewältigen, können sie logischerweise keine Resilienz entwickeln. Das bedeutet jedochauf keinen Fall, dass sie nicht gleichzeitig eine feinfühlige, bedürfnisorientierte und liebevolle Begleitung benötigen, da diese ein essentieller Baustein für eine gesunde Entwicklung ist.
Resilienz ist erlernbar und kann das ganze Leben lang entwickelt werden. Sie umfasst sowohl persönliche Eigenschaften als auch sozial vermittelte Ressourcen, die gefördert werden können. Schulen können hier eine wichtige Rolle spielen, indem sie Schüler durch Resilienztrainings darauf vorbereiten, ihr Gefühl der Selbstwirksamkeit zu stärken, was ihnen dabei hilft, aktiv mit schwierigen Situationen umzugehen (Kriebs, 2019, S.17-19). Es reicht jedoch nicht aus, lediglich darüber zu lesen oder zu reden. Praktisches Ausprobieren ist essentiell, um das Wissen zu verinnerlichen. Diese praktische Anwendung ermöglicht es, das Gelernte von „dem Kopf ins Herz“ zu bringen, sodass es konkret abrufbar wird (Berg, 2014, S.17).
Ich konnte in diesem Semester selbst praktische Erfahrungen mit dem Thema Resilienzförderung sammeln und möchte diese hier kurz teilen. Im Rahmen eines Projekts an der Hochschule haben wir in einer Vierergruppe ein Resilienztraining für Grundschulkinder der 1. und 2. Klasse geplant und durchgeführt. Dafür trafen wir uns sechs Mal für jeweils 90 Minuten mit einer Gruppe von etwa zehn Kindern. Unsere Zielgruppe waren bewusst eher schüchterne Kinder, die von einem solchen Programm profitieren könnten. Vorab hatten wir einige Veranstaltungen, in denen wir uns imit dem Thema Resilienz beschäftigt und Methoden kennengelernt haben.
In den Sitzungen haben wir mit den Kindern über Stärken, Gefühle, Ängste, Freundschaften und Ressourcen gesprochen. Bei der Durchführung eines Resilienztrainings mit Kindergruppen ist es außerdem wichtig, die Inhalte altersgerecht und an die Entwicklungsstufe der Kinder anzupassen. Die aktive Beteiligung der Kinder sollte gefördert werden, damit sie sich einbringen und ihre Erfahrungen teilen können. Spielerische Elemente sind außerdem wichtig, um das Training spaßig und interessant zu gestalten. (Berg, 2014, S.15). Daher haben wir unsere Einheiten immer mit Aufwärmspielen begonnen und haben immer kreative und spielerische Elemente eingebaut. Direkt zu Beginn bastelten wir beispielsweise eine „Ressourcen-Schatztruhe“, in die die Kinder jede Woche neue Ressourcen, in Form von Zeichnungen, Worten oder kleinen Gegenständen, reinlegen konnten. Man konnte sehen, wie viel Freude ihnen dieses kleine Ritual bereitete. Gleichzeitig half es ihnen, sich ganz konkret vorzustellen, was mit dem abstrakten Begriff „Ressourcen“ gemeint ist.
Ehrlich gesagt war ich zu Beginn skeptisch, ob Grundschulkinder im Alter von 6 bis 8 Jahren überhaupt schon etwas mit dem Konzept der Resilienz anfangen können. Doch es war wirklich schön zu sehen, dass die Kinder in der letzten Stunde in großen Teilen wiedergeben konnten, was sie gelernt hatten und das, obwohl sie es nicht als „Lernen“ im klassischen Sinn wahrgenommen haben, wie sie es aus der Schule kennen.
Gleichzeitig empfand ich es als etwas ernüchternd, dass sechs Sitzungen bei weitem nicht ausreichen, um Resilienz langfristig zu fördern. Wie auch in dem Blogeintrag erwähnt wird, erlischt dieses Wissen nach etwa einem Jahr, wenn es nicht kontinuierlich aufgegriffen wird. Das hat bei mir einen Nachgeschmack hinterlassen, denn Resilienzförderung kann nur dann wirklich nachhaltig sein, wenn sie kontinuierlich stattfindet.
Für eine ideale Resilienzförderung, ist außerdem eine emotionale Unterstützung durch eine stabile Bindungsperson, wie einem Elternteil und Pädagogen essentiell. In einer vertrauensvollen Atmosphäre können sich Kinder öffnen und lernen ihre Gefühle auszudrücken (Berg, 2014, S.15). Auch dieser Punkt konnte in unserem Projekt meiner Meinung nach, nicht ideal umgesetzt werden, weil die meisten aus unserer Gruppe die Kinder vor Beginn des Projekts nicht kannten und so keine Bindung zu ihnen hatten.
Daher stellt sich mir die Frage: Wie könnte man Resilienztraining besser in das Schulsystem integrieren? Ich bin der Meinung, dass Kinder sehr von so einer Förderung profitieren können und das es auch den Umgang miteinander verbessern kann. Resilienztraining könnte beispielsweise in Form von regelmäßigen Einheiten im Unterricht oder als Teil des Schulalltags etabliert werden. So könnte man den Morgen zum Beispiel mit einer „warmen Dusche“ beginnen, bei welcher die Kinder sich gegenseitig Stärken nennen können. Diese Übungen nehmen wenig Zeit ein und können zu einem verbesserten Selbstwertgefühl beitragen. Es wäre auch denkbar, Lehrkräfte gezielt in Methoden der Resilienzförderung zu schulen, damit sie diese Kompetenzen im Alltag stärken können.
Literaturverzeichnis:
-Berg, F. (2014). Übungsbuch Resilienz: 50 praktische Übungen, die der Seele helfen, vom Trauma zu heilen. Junfermann Verlag. https://content-select-com.ezproxy2.hsrw.eu/de/portal/media/view/5a86cc8f-6efc-4e22- b7f7-649fb0dd2d03?forceauth=1. Abrufdatum: 10.01.25.
-Kriebs, S. (2019). Resilienz in der Schule: Wie Kinder stark werden. Junfermann Verlag. https://content-select-com.ezproxy2.hsrw.eu/de/portal/media/view/5c755ec8-055c-4d02- 8848-1778b0dd2d03?forceauth=1. Abrufdatum: 10.01.25.
-Zander, M. (2008). Armes Kind — starkes Kind?: Die Chance der Resilienz. VS Verlag für Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3- 531-90858-8. Abrufdatum: 10.01.25.
Resilienz ist ein Begriff, welcher sich als die psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen erklären lässt (Fröhlich-Gildhoff, & Rönnau-Böse, 2020, S. 11).
Wenn ich mir den Blogartikel durchlese, wird mir nochmal mehr bewusst, wie wichtig die Resilienzförderung eigentlich ist. Ich habe dieses Semester das Projekt Resilienzförderung gehabt. Da mich das Thema sehr interessiert, habe ich mich vor dem Projekt schon ein wenig mit der Resilienz und dessen Auswirkungen auf uns selbst beschäftigt. Vor allem ist mir bewusst geworden, wie wichtig es für unsere pädagogische Arbeit ist, sich mit der Resilienz auseinanderzusetzen. Ein Resilienz Training bietet eine gute Möglichkeit die eigene Resilienz zu stärken.
In dem Projekt „Resilienzförderung“ haben wir in Gruppen mit Kindern so ein Resilienz Training über 6 Wochen mit 90 Minuten pro Woche durchgeführt. Ich bin der Meinung, dass man bei diesem kurzen Zeitraum noch nicht davon sprechen kann, dass wir die Resilienz wirklich nachhaltig gestärkt haben. Dafür war unser Projektzeitraum einfach zu kurz und die Rahmenbedingungen noch nicht angepasst genug. Aber trotzdem finde ich, dass wir gute Methoden und Strategien auch für uns selbst gefunden und gelernt haben, um die Resilienz zu fördern.
Besonders interessant finde ich die Ergebnisse der genannten Studien im Blogartikel. Es wurde herausgefunden, dass ein Resilienz Training positive Auswirkungen auf die Schulbesuchsquote hat. Das ist ein interessanter Aspekt, denn gerade das Thema Schulabsentismus, dessen Gründe, Folgen und Maßnahmen haben wir in einer Seminarstunde dieses Moduls „Philosophie des Lernens“ besprochen. Alleine dieses Studienergebnis zeigt, wie wichtig schon die frühe Resilienzförderung ist. Gerade in der Kita kann man damit schon anfangen und dadurch auch den Bildungsübergang in die Schule begleiten und den Kindern Strategien zur Stressbewältigung zeigen. Deswegen möchte ich die Resilienzförderung in meine pädagogische Arbeit miteinbeziehen.
Besonders bei Kindern ist es sehr wichtig, die Resilienz zu fördern: Im Kindesalter entwickelt sich die Psyche, was sich wiederum auf die Entwicklung der Persönlichkeit und auf verschiedene andere Bereiche, die damit einhergehen, wie zum Beispiel die Sozialkompetenz, auswirkt (Fröhlich-Gildhoff, & Rönnau-Böse, 2024, S. 82). Somit ist es wichtig, so früh wie möglich die Resilienz in der Kindheit zu fördern, sodass sich diese positiv auf die Lebensspanne auswirkt. Denn „die Ergebnisse der Präventionsforschung haben verdeutlicht: eine Förderung ist umso effektiver, je früher sie beginnen kann.“ (Fröhlich-Gildhoff, & Rönnau-Böse, 2024, S.92). Die Resilienz bei Kindern kann durch Schutz- und Resilienzfaktoren gefördert werden (Fröhlich-Gildhoff, & Rönnau-Böse, 2024, S. 21).
Ein wichtiger Schutzfaktor und gleichzeitig ein Baustein der Resilienzförderung ist „eine stabile, unterstützende und zugewandte Beziehung“ (Fröhlich-Gildhoff, & Rönnau-Böse, 2024, S. 21). Eine positive Beziehung trägt „maßgeblich zur resilienten Entwicklung über die Lebensspanne bei bzw. eröffne[t] spätere Entwicklungsmöglichkeiten.“ (Fröhlich-Gildhoff, & Rönnau-Böse, 2024, S. 22).
Resilienz ist etwas, was alle Menschen lernen und im Laufe ihres Lebens immer wieder erlernen müssen (Fröhlich-Gildhoff, & Rönnau-Böse, 2020, S. 12). Deswegen finde ich es fragwürdig davon zu sprechen, die Resilienz speichern zu können. Aber ich bin der Meinung, dass man sich durch ein Resilienz Training Strategien aneignet, welche man in schwierigen Situationen anwenden kann.
Ob man die Resilienz in existenziellen Bedrohungssituationen aktivieren kann, ist denke ich auch vor allem eine Frage des Trainings. Allerdings kann man gegen sehr bedrohliche Situationen nicht direkt trainieren. Ich denke, dass die Resilienz bei solchen Situationen zuerst noch nicht aktiviert werden kann, da das Eintreten solcher Bedrohungen zuerst andere Mechanismen auslöst. Und wir uns erstmal auf diese einlassen und mit diesen versuchen müssen umzugehen. Allerdings denke ich wohl, dass die Resilienz wiederum zur Bewältigung solcher Bedrohungen aktiviert werden kann.
Das Resilienz Training mit virtuellen Realitäten (Virtual Reality Resilience Training for College Students — Resilience and Prevention Program (RAPP)) finde ich eine spannende Idee und eine tolle Maßnahme, da dieses Training für jeden zugänglich ist. Ob dieses Training nachhaltige Resilienz Effekte erzeugen kann, ist wirklich eine interessante Frage. Ich denke, dass es auf jeden Fall einen Effekt haben wird. Aber dabei finde ich es interessant zu wissen, inwiefern so ein virtueller Raum eine Grundlage für ein vertrautes Verhältnis herstellen kann. Denn ich bin der Meinung, dass man sich wohlfühlen muss, wenn man sich mit Themen wie das Selbstmitgefühl und der Resilienz beschäftigt und auseinandersetzt. Ich zu meinem Teil kann sagen, dass ich mich in einem virtuellen Raum nicht so öffnen kann, wie in einem Raum, in dem man sich persönlich trifft. Deswegen stellt sich mir da die Frage, ob da das Resilienz Training wirklich einen nachhaltigen Effekt haben wird. Das dieses Training etwas bewirkt, davon gehe ich stark aus. Denn es ist immer gut, wenn man sich mit sich selbst beschäftigt und dabei neue Strategien kennen lernt. Aber ob die Wirkung nachhaltig bleibt, wäre interessant zu untersuchen.
Literatur:
Fröhlich-Gildhoff, K., & Rönnau-Böse, M. (2020). Resilienz im Kita-Alltag: Was Kinder stark und widerstandfähig macht. (1.Aufl.). Verlag Herder.
Fröhlich-Gildhoff, K., & Rönnau-Böse, M. (2024). Resilienz und Resilienzförderung über die Lebensspanne. (3., erweiterte und aktualisierte Auflage). Verlag W. Kohlkammer. https://doi.org/10.17433/978-3-17-042760-0
Virtual Reality Resilience Training for College Students — Resilience and Prevention Program (RAPP). Resilience and Prevention Program (RAPP). https://www.resilienceandprevention.com/onlineresiliencetraining [Zugriff am 14.01.2025]
Während meiner Schulzeit habe ich den Begriff „Resilienz“ zwar gehört, hatte aber weder die Gelegenheit noch den Drang, mich intensiver damit auseinanderzusetzen. Erst mit Beginn meines Studiums habe ich mich bewusster damit befasst. Um nochmal kurz den Begriff kurz zu definieren: Resilienz bezeichnet in der Soziologie die Fähigkeit sozialer Einheiten, mit Krisen, Schocks oder anderen Bedrohungen umzugehen und ihren Bestand zu sichern. Sie wird in Zusammenhang mit Widerstandsfähigkeit, Stressbewältigung, Risiko und Nachhaltigkeit betrachtet. Resilienz basiert auf Ressourcen, Strategien und Fähigkeiten, die es ermöglichen, disruptive Veränderungen zu bewältigen. (Endreß & Maurer 2015, S. 7)
Resilienz bezeichnet die innere Stärke, mit der wir alltäglichen Herausforderungen begegnen – sei es im Kindesalter beim Knüpfen von Freundschaften oder im Erwachsenenleben bei der Bewältigung von Stress und beruflichen Anforderungen. Sie befähigt uns dazu, schwierige Situationen zu meistern, uns an Veränderungen anzupassen und kreative Lösungswege zu entwickeln. Wichtige Faktoren wie Flexibilität, Belastbarkeit, Selbstvertrauen und soziale Unterstützung tragen dazu bei, unsere Problemlösefähigkeiten zu verbessern und uns weiterzuentwickeln. Indem wir unsere Resilienz gezielt stärken, lernen wir, Hindernisse als Gelegenheiten zur persönlichen Entwicklung zu begreifen und konstruktiv mit Herausforderungen umzugehen. (Berg, 2014, S. 15–16)
Nun stellt man sich die Frage, inwiefern können Kinder die Resilienz entwickeln, um Probleme als auch Herausforderungen zu begegnen? Dies möchte ich anhand eines Beispiels verdeutlichen:
Lisa (7) hat Schwierigkeiten, in der Schule neue Freundschaften zu schließen. In den ersten Wochen fühlt sie sich oft allein und traurig, da die anderen Kinder schon enge Freundschaften haben. Laut Berg bedeutet Resilienz, bewusst Techniken zu entwickeln, um Schwierigkeiten positiv anzugehen, an ein gutes Ende zu glauben und aktiv daran zu arbeiten, dieses Ende zu erreichen (Berg, 2014, S. 18). Lisa sollte also nicht sofort erwarten, viele Freunde zu finden, sondern vielmehr schrittweise an neue soziale Situationen herantasten. Sie kann ermutigt werden, täglich ein Kind anzusprechen oder an Gruppenaktivitäten teilzunehmen, um langsam Vertrauen aufzubauen.
Auch die eigene seelische Widerstandskraft spielt eine wichtige Rolle im Heilungsprozess. Bei Kindern können vor allem Eltern und Lehrer als emotionale Stütze wirken. Diese Unterstützung hilft Lisa, eine optimistische Haltung zu entwickeln. Ihre Eltern und Lehrer können ihr vermitteln, dass es normal ist, wenn es etwas dauert, bis man Anschluss findet. Mit dieser Ermutigung wird Lisa motiviert, nicht aufzugeben.
Wie Berg (2014, S. 18) betont, reicht es nicht, nur über Resilienz zu sprechen: „Es ist wichtig, zu wissen, was Resilienz bedeutet, aber echte Veränderungen entstehen nur durch konkrete Handlungen.“ Für Lisa bedeutet das, dass sie nicht nur darüber nachdenken sollte, wie sie Freunde finden kann, sondern aktiv soziale Situationen erleben muss, in denen sie ihre sozialen Fähigkeiten einsetzt. Lehrer und Eltern können ihr helfen, indem sie sie in Gruppenaktivitäten einbinden und so den Kontakt zu anderen Kindern erleichtern.
Langfristig kann Lisa ihre Resilienz aufbauen, indem sie schrittweise soziale Herausforderungen meistert, eine positive Einstellung bewahrt, kontinuierlich übt, aktiv handelt und geduldig mit sich selbst bleibt. Diese Prinzipien, wie sie Berg (2014, S. 18) beschreibt, helfen ihr, mit sozialen Schwierigkeiten besser umzugehen und selbstbewusster zu werden. Resilienz ist keine angeborene Fähigkeit, sondern eine, die durch Übung und Unterstützung – sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen – entwickelt und gestärkt werden kann.
Zusammenfassend zeigt der Artikel, dass Resilienz eine erlernbare Fähigkeit ist, die durch gezielte Maßnahmen und unterstützende Netzwerke gestärkt werden kann. Besonders im Kindesalter spielen Bezugspersonen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung dieser Widerstandsfähigkeit. Mein Kommentar verdeutlicht, dass Resilienz nicht nur theoretisch verstanden, sondern aktiv geübt und angewendet werden muss, um langfristig wirksam zu sein. Dies bestätigt die Erkenntnis, dass Resilienz keine angeborene Eigenschaft ist, sondern durch kontinuierliche Praxis und Unterstützung nachhaltig gefördert werden kann.
Literatur:
Endreß, M., & Maurer, A. (2015). Resilienz im Sozialen: Theoretische und empirische Analysen. Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-05999-6
BERG, Fabienne, 2014. Übungsbuch Resilienz: 50 praktische Übungen, die der Seele helfen, vom Trauma zu heilen. Paderborn: Junfermann Verlag. ISBN 9783955712150
Im Rahmen meines Fachabiturs im Bereich Gesundheit und Soziales bin ich dem Begriff „Resilienz“, im Zusammenhang mit dem Salutogenese-Modell, erstmals im Fach Gesundheitswissenschaft begegnet. Die Auseinandersetzung mit dem Salutogenese-Modell verdeutlichte mir die zentrale Rolle von Ressourcen und Widerstandsfähigkeit für die Gesundheit. In ihrem Werk „Leib und Seele: Salutogenese und Pathogenese/ Body and Soul: Salutogenesis and Pathogenesis“(2013, S. 35-52) erläutern Ondracek, Romanenkova & Rückert die Relevanz dieses Modells für ein umfassendes Gesundheitsverständnis.
Es ist aufschlussreich, wie Ihr Artikel die Entwicklung des Resilienzbegriffs von der Militärforschung und Pädagogik bis zur heutigen Bedeutung in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, insbesondere im Kontext von Nachhaltigkeit und Sicherheit, nachzeichnet. Sie machen deutlich, dass Resilienz mehrdimensional ist und sowohl Individuen als auch Gemeinschaften und Gesellschaften betrifft, die sich auf Krisen vorbereiten und diese bewältigen müssen.
Im aktuellen Semester hatte ich selbst die Gelegenheit, in einer vierer Gruppe mit anderen Studenten, ein Projekt zur Resilienzförderung mit Kindern durchzuführen. In diesem Projekt „Resilienzförderung“ haben wir in Kleingruppen über sechs Wochen hinweg ein Resilienztraining mit Kindern im Kita-Alter erprobt, mit wöchentlichen Einheiten von 90 Minuten. Diese praktische Erfahrung hat meine Perspektive auf das Thema Resilienz nochmals erweitert. Wie Sie im Blogartikel erwähnen, zeigen Studien positive Effekte solcher Trainings.
Ein besonders wichtiger Punkt im Blogartikel sind für mich die Studienergebnisse, die zeigen, dass Resilienztrainings positive Auswirkungen auf die Schulbesuchsquote haben können. Im Kontext unseres Moduls „Philosophie des Lernens“, in dem wir uns ebenfalls mit dem Thema Schulabsentismus und seinen vielfältigen Facetten beschäftigt haben, gewinnt diese Information nochmals an Bedeutung. Es wird deutlich, wie frühzeitige Resilienzförderung einen wichtigen Beitrag leisten kann, um Schulerfolg zu unterstützen.
Auch im Rahmen des Projekts konnten wir beobachten, wie die Kinder neue Strategien im Umgang mit Stress erlernten und ihre Selbstwahrnehmung stärkten. Diese Beobachtungen decken sich mit den in „Resilienz im Kita-Alltag Was Kinder stark und widerstandsfähig macht“(2014, S. 67-89) von Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse beschriebenen Ansätzen zur Resilienzförderung im Kita-Alltag, die die Bedeutung von spielerischen Methoden und alltagsintegrierten Übungen hervorheben.
Dennoch teile ich Ihre im Blogartikel aufgeworfene Frage, ob Resilienztrainings tatsächlich nachhaltige Effekte erzielen können, besonders im Hinblick auf existenzielle Bedrohungssituationen. Meine persönliche Erfahrung im Projekt hat mir gezeigt, dass ein kurzer Zeitraum von sechs Wochen kaum ausreicht, um von einer wirklich „nachhaltigen“ Stärkung der Resilienz zu sprechen. Zwar konnten wir positive Veränderungen im Verhalten der Kinder beobachten, aber die Frage bleibt, ob diese Veränderungen auch langfristig und in herausfordernden Situationen anhalten werden. In „Resilienz und Resilienzförderung über die Lebensspanne“(2023, S. 92) betonen Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff zwar die Effektivität früher Förderung, doch die Frage der langfristigen Speicherung von Resilienz, die Sie aufwerfen, erscheint mir gerade im Kontext komplexer Lebensrealitäten und unvorhersehbarer Krisen weiterhin relevant.
Besonders interessant finde ich in Ihrem Artikel die Betonung des Selbstmitgefühls als Resilienzfaktor nach Kristin Neff. Diese Perspektive eröffnet einen wichtigen Zugang zur Resilienzförderung, der über reine Bewältigungsstrategien hinausgeht und die Bedeutung der Selbstakzeptanz und des freundlichen Umgangs mit sich selbst in den Vordergrund rückt. Diese Aspekte des Selbstmitgefühls und der Ressourcenorientierung scheinen mir gerade in der pädagogischen Arbeit zentral, um Kinder nicht nur widerstandsfähiger gegen Stress zu machen, sondern ihnen auch einen positiven und wertschätzenden Umgang mit sich selbst zu vermitteln. In „Resilienz und Resilienzförderung über die Lebensspanne“(2023, S. 120-145) unterstreichen Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff ihrer Forschung zur Resilienzförderung über die Lebensspanne ebenfalls die Bedeutung dieser Aspekte für eine gelingende Entwicklung.
Abschließend lässt sich festhalten, dass Ihr Artikel in Verbindung mit meinen persönlichen Erfahrungen im Projekt „Resilienzförderung“ dazu anregt, Resilienz als einen vielschichtigen und dynamischen Prozess zu verstehen, der sowohl individuelle Anstrengung als auch fördernde Rahmenbedingungen benötigt. Die Frage der Nachhaltigkeit von Resilienzförderung und die Übertragbarkeit von Trainingserfolgen in existenzielle Krisensituationen bleiben wichtige Forschungsfragen. Dennoch bietet die Verknüpfung von Ressourcenorientierung, Selbstmitgefühl und gezielter Resilienzförderung einen vielversprechenden Ansatz, um Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen zu stärken und ihnen mehr Handlungsfähigkeit in komplexen und herausfordernden Situationen zu ermöglichen.
Literatur:
• Klaus Fröhlich-Gildhoff und Maike Rönnau-Böse; Resilienz im Kita-Alltag Was Kinder stark und widerstandsfähig macht; 2014; Herder https://content-select-com.ezproxy2.hsrw.eu/de/portal/media/view/55950ff6-63d8-4e07-b4d9-3810b0dd2d03?forceauth=1
• Petr Ondracek, Lyudmyla Romanenkova und Norbert Rückert; Leib und Seele: Salutogenese und Pathogenese/ Body and Soul: Salutogenesis and Pathogenesis; 2013; Frank & Timme https://content-select-com.ezproxy2.hsrw.eu/de/portal/media/view/5f283a6a-3d40-4064-9497-7b8ab0dd2d03
• Maike Rönnau-Böse, Klaus Fröhlich-Gildhoff; Resilienz und Resilienzförderung über die Lebensspanne; 2023; Kohlhammer https://elibrary.kohlhammer.de/book/10.17433/978-3-17-042760-0
„Resilienz ist wichtig, weil sie die Fähigkeit eines Menschen ausmacht, sich Notsituationen zu stellen, die sie überwinden und dadurch gestärkt oder sogar verändert werden. Jeder erlebt Notsituationen; niemand wird ausgenommen“ (Grotberg, 2011).
Jeder erlebt Notsituationen in seinem Leben, manche mehr, manche weniger. Einige sind furchtbar, andere scheinen nach Außen eher harmlos. Doch alle sind von Bedeutungen. Auch Kinder erleben solche Notsituationen. Manchmal haben diese mit ihrem Elternhaus zu tun und sind so schlimm, dass sie darauf hin von ihren Eltern getrennt werden.
Mit einigen dieser Kinder arbeite ich. Sie haben furchtbares erlebt, sind alle mit diversen traumatischen Momenten geprägt.
Wie sie mit diesen Momenten umgehen und wie sehr sie dadurch beeinflusst werden, das hängt von ihrer Resilienz Fähigkeit ab.
Resilienz bedeutet die „Widerstandsfähigkeit eines Individuums, sich trotz ungünstiger Lebensumstände (…) erfolgreich zu entwickeln“ (Warner, 2024). Nach Prof. Dr. Warner wird Resilienz als Gegenteil von Vulnerabilität (also Verletzlichkeit) verstanden.
„Die genetischen Anlagen und das Temperament eines Kindes bedingen in fundamentaler Weise, ob es resilient sein wird“ (Grotberg, 2011). In der Wohngruppe haben wir vier Kinder aus einer Familie, die alle vier das gleiche erlebt haben und dennoch völlig unterschiedlich damit umgehen. Während das eine Kind still und in sich gekehrt ist, ist das andere laut und aggressiv. Sie alle gehen unterschiedlich mit Traumata um und sind unterschiedlich resilient. Während die Genetik diese Fähigkeit beeinflusst, gibt es aber auch noch andere Faktoren, welche resilienzfördernd funktionieren.
Verschiedene Forscher und Forscherinnen haben diese Faktoren identifiziert. Einige davon springen mir besonders ins Auge, da ich uns als Betreuer:innen in der Wohngruppe als Verantwortliche zur Resilienzförderung der Kinder sehe. Hierzu gehören zum Beispiel: das Gefühl geliebt werden zu können, schulischer Erfolg, einen anderen Menschen bedingungslos lieben zu können und vertrauensvolle Beziehungen (vgl. Grotberg, 2024). Für all diese Aspekte sind wir verantwortlich, wir müssen uns immer wieder vor Augen führen, dass wir alles sind, was die Kinder haben, wir sind der sichere Hafen und wir sind die Möglichkeit vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. Wir sind außerdem für die Unterstützung, der uns anvertrauten Kinder zuständig und müssen sie bestmöglich und individuell fördern. Oft wird uns gesagt wir sollten professionell sein und keine tiefe Bindung zu den Kindern aufbauen, doch wie sollen sie Resilienz ausbauen und mit ihren Traumata umgehen, wenn sie sich an niemanden binden können?
Wie sollten sie lernen, was Selbstmitgefühl bedeutet, wenn sie immer auf sich gestellt sind und allein mit ihren Gefühlen gelassen werden. Selbstmitgefühl zeichnet sich durch Verständnis für sich selbst und die empathische Behandlung des Selbst aus und geht eng mit Resilienz einher. Es ist ein großer Teil ihrer. Durch Selbstmitgefühl können wir „lernen mit Kummer und Leid auf eine andere, gesündere Art und Weise umzugehen. Anstatt problematischen Gefühlen mit erbittertem Widerstand zu begegnen, können wir unseren Schmerz anschauen, beobachten und mit Freundlichkeit und Verständnis darauf reagieren“ (Germer, 2011). Denn wenn wir das nicht tun und negativen Emotionen gegenüber mit Frust reagieren, so werden dieser verstärkt und setzen sich fest. Auch das lässt sich mit Kindern gut thematisieren. In einer bedürfnisorientierten Erziehung werden die Bedürfnisse der Kinder gesehen und benannt und es wird ihnen darauf hin vermittelt, dass ihre Gefühle in Ordnung so sind wie sie sind. Auch eine Erziehung kann also die Resilienz fördern oder auch einschränken.
Im Blogartikel thematisiert wird, dass positive Ergebnisse des Resilienztrainings nur etwa ein Jahr anhalten. Deshalb halte ich es für wichtig, solche Trainings in der Wohngruppe regelmäßig zu wiederholen. Dies kann anhand von besonderen Workshops funktionieren. In diesen Workshops können sich die Kinder über ihre eigenen Ressourcen bewusst machen und wir können offen darüber sprechen, dass sich ihre Ressourcen gegebenenfalls von denen anderer Kinder unterscheiden.
Auch wenn es schwierig ist herauszufinden, ob diese Resilienz in bedrohlichen Situationen selbst angewendet werden kann und hilfreich für die Kinder ist, denke ich dennoch, dass sie den Kindern im Nachhinein bei der Traumabewältigung helfen kann. Die Gefühle, die eine solche bedrohliche Situation auslöst, verschwinden nicht mit der Situation, sondern bleiben teilweise ein Leben lang. Dabei kann Resilienz helfen, den Kindern trotz Traumata ein möglichst emotional stressfreies Leben zu ermöglichen.
Literatur:
Germer, C. (2011). Der achtsame Weg zum Selbstmitgefühl. Wie man sich von destruktiven Gedanken und Gefühlen befreit. Arbor Verlag
Grotberg, E. (2011). Anleitung zur Förderung der Resilienz von Kindern – Stärkung des Charakters. S. 50-101 In Zander, M. (Hrsg.) (2011). Handbuch Resilienzförderung. VS Verlag
Warner, L. (2024). Resilienz. In Wirtz, M. (Hrsg.) (2024). Dorsch. Lexikon der Psychologie. Hogrefe. Zuletzt abgerufen am 26.02.2025 auf https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/resilienz
“Entscheidend ist […], dass das Kind als handelndes Subjekt im Mittelpunkt des Geschehens bleibt und dass es darum geht, seine Handlungs- und Resilienzfähigkeit angesichts widriger Lebensumstände zu stärken.” (Zander, 2010, S. 17).
Der Begriff der Resilienz begegnet Pädagogen immer wieder im Berufsalltag. Zum ersten Mal hörte ich ihn während meines Abiturs im Leistungskurs Erziehungswissenschaften, wo wir in Bezug auf Gewalt- Theorien und Gewaltbereitschaft auch das Thema Resilienz behandelten. Im Rahmen meines Studiums hatte ich in diesem Semester die Gelegenheit, ein Praktikumsprojekt mit dem Titel „Resilienzförderung in der Schule (und Kita)“ zu wählen. In diesem Projekt gingen wir in Gruppen in verschiedene Einrichtungen und führten mit einer Gruppe von Kindern Übungen zur Förderung der Resilienz durch.
Im Rahmen unseres Projekts fokussierten wir uns auf verschiedene Resilienzfaktoren, darunter Selbst- und Fremdwahrnehmung, Selbststeuerung, Selbstwirksamkeit, soziale Kompetenz sowie adaptive Bewältigungskompetenz und Problemlösen (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2014, S. 20f.). Da wir die Kinder nicht kannten und keine Zeit zur Verfügung hatten, sie kennenzulernen, stellte dies eine Herausforderung dar.
Obwohl die Idee, Kinder in ihrer Fähigkeit zur Bewältigung von Herausforderungen zu unterstützen, grundsätzlich positiv ist, sollten die vielen kritischen Aspekte bei der praktischen Umsetzung nicht außer Acht gelassen werden. In der frühkindlichen Bildung ist es wichtig, die Bedeutung sozialer Beziehungen und Unterstützungssysteme zu berücksichtigen. Die Ursachen für Entwicklungs- und Verhaltensstörungen bei Kindern sind vielschichtig und können nicht eindimensional erfasst werden.
In vielen Resilienzförderprojekten werden häufig die Risikofaktoren vernachlässigt, oder nicht ausreichend berücksichtigt- die die Vulnerabilitätsfaktoren und Stressoren beinhalten. Solche Vulnerabilitätsfaktoren sind vielfältig und lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen. Dazu zählen pränatale, perinatale und postnatale Faktoren wie Frühgeburten, Geburtskomplikationen, niedriges Geburtsgewicht, Ernährungsdefizite und Erkrankungen des Säuglings. Auch neuropsychologische Defizite, wie Teilleistungsstörungen in der Wahrnehmungsverarbeitung, sowie psychophysiologische Aspekte wie ein sehr niedriges Aktivitätsniveau und genetische Faktoren, darunter Chromosomenanomalien, spielen eine Rolle. Chronische Erkrankungen, wie Asthma, Neurodermitis, Krebs, schwere Herzfehler und hirnorganische Schädigungen, stellen weitere Herausforderungen dar. Schwierigkeiten in der Temperamentsentwicklung, etwa frühes impulsives Verhalten oder hohe Ablenkbarkeit, können das Risiko zusätzlich erhöhen. Unsichere Bindungsorganisation und geringe kognitive Fähigkeiten, wie ein niedriger Intelligenzquotient oder Defizite in der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung, sind ebenfalls zu beachten. Hinzu kommen eingeschränkte Fähigkeiten zur Selbstregulation, die die Problematik weiter verschärfen können (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2014, S. 16).
Stressoren, die die Risikofaktoren weiter erhöhen, beinhalten einen niedrigen sozioökonomischen Status, chronische Armut, unsichere Wohnverhältnisse in Gegenden mit hoher Kriminalität und chronische familiäre Disharmonien. Auch elterliche Trennungen, Scheidungen, Alkohol- oder Drogenmissbrauch sowie psychische Erkrankungen eines oder beider Elternteile können erhebliche Auswirkungen auf das Kindeswohl haben. Zudem spielen Elterndelikte, Obdachlosigkeit, ein niedriges Bildungsniveau der Eltern und das Aufwachsen in Alleinerziehenden Familien eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der Kinder (ebd.).
Ein zentrales Ergebnis der Mannheimer Risikokinderstudie hat zudem gezeigt, dass Kinder, die in belastenden familiären Verhältnissen aufwachsen, sowohl in ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit als auch in ihrer sozial-emotionalen Entwicklung langfristig hinter psychosozial unbelasteten Kindern zurückbleiben. Kindertageseinrichtungen bieten durch ihre frühe Erreichbarkeit von Kindern und Eltern die Möglichkeit, gezielte Programme und Maßnahmen zur Förderung von Chancengerechtigkeit zu implementieren. Die Wirksamkeit entsprechender Interventions- und Förderprogramme im Vorschulbereich ist bereits nachgewiesen (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2014, S. 16). Wenn pädagogische Programme darauf abzielen, die Resilienz von Kindern durch individuelle Aktivitäten zu fördern, kann dies oft dazu führen, dass die soziale Umgebung des Kindes vernachlässigt wird. Kinder mit herausfordernden Lebensumständen könnten sich isoliert fühlen, wenn ihre Probleme nicht in einen Kontext gemeinschaftlicher Unterstützung eingebettet werden.
Das Projekt zur Resilienzförderung an der Uni hat somit deutlich gemacht, wie bedeutend es ist, verschiedene Resilienzfaktoren wie Selbst- und Fremdwahrnehmung, Selbststeuerung und soziale Kompetenz bei Kindern zu unterstützen. Es ist jedoch ebenso wichtig, die umfangreiche Komplexität der Herausforderungen zu berücksichtigen, mit denen viele Kinder konfrontiert sind, insbesondere aus sozial benachteiligten Schichten. Häufig werden Risikofaktoren, die die Entwicklung von Kindern negativ beeinflussen können, in Resilienzförderprojekten nicht ausreichend wahrgenommen. Auch während unserem Projekt von der Hochschule ist uns dies deutlich geworden. Wir sind als Studierende in einen Kindergarten gekommen, ohne irgendwas über die Kinder zu wissen und sollten ein Projekt umsetzen, dass sich lediglich auf die Schutzfaktoren konzentriert und nicht auf die Lebenswirklichkeit der Kinder und somit die Risikofaktoren (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2014, S. 13-22). Dies hat nicht nur zur Überforderung bei uns Studierenden sowie Missmut gesorgt, sondern auch dazu das das Projekt gescheitert ist. Wir konnten kleine Fortschritte bei den Kindern feststellen, nachdem wir das Projekt den Kindern ein wenig angepasst haben, aber konnten es nicht guten Gewissens nach der vorgegebenen Zeit abschließen.
Für die pädagogische Arbeit bedeutet dies für mich, dass ein ganzheitlicher Ansatz notwendig ist. Pädagogische Fachkräfte müssen nicht nur die individuellen Resilienzfaktoren der Kinder stärken, sondern auch die sozialen und familiären Kontexte in die Betrachtung einbeziehen. Die Unterstützung sozialer Beziehungen und stabiler Unterstützungssysteme ist entscheidend, um die Resilienz nachhaltig zu fördern. Zudem sollte die frühe Erreichbarkeit von Kindern und Eltern in Kindertageseinrichtungen genutzt werden, um gezielte Programme und Maßnahmen zu entwickeln, die Chancengleichheit schaffen und Resilienz für benachteiligte Lebensumstände bieten. Nur durch eine umfassende Betrachtung der Lebensrealitäten der Kinder können wir effektiv zur Verbesserung ihrer Bildungs- und Entwicklungschancen beitragen und die Resilienz in einem sozial eingebetteten Kontext fördern.
Literatur:
Fröhlich-Gildhoff, K., & Rönnau-Böse, M. (2014). Resilienz im Kita-Alltag: Was Kinder stark und widerstandsfähig macht (1. Auflage). Verlag Herder.
Zander, M. (2010). Armes Kind – starkes Kind?: Die Chance der Resilienz (3. Aufl.). VS Verlag für Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92456-4
„Resilienz bedeutet psychische Widerstandsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen“. Diese Aussage habe ich vor einiger Zeit mal aufgeschnappt. Bis vor Kurzem hätte ich nicht mehr über diesen Themenbereich sagen können, da er mir weder in der Schulzeit begegnete, noch in meiner Tätigkeit als studentische Hilfskraft in einer Kinderheimeinrichtung. Das wundert mich, da ich der Meinung bin, dass dieser Themenbereich unglaublich wichtig ist, vor allen in der Zusammenarbeit mit Kindern, die regelmäßig mit belastenden Lebenssituationen umgehen müssen. Alfons Aichinger erklärt, dass an die Bedeutung von Resilienz zwei grundlegende Bedingungen geknüpft sind. Erstens gehört das Vorhandensein einer „signifikanten Bedrohung für die kindliche Entwicklung“ dazu, zweitens die „erfolgreiche Bewältigung dieser belastenden Lebensumstände“ (Aichinger, 2011).
Um die Widerstandsfähigkeit bereits im frühen Kindesalter zu stärken, gibt es Angebote zur Resilienzförderung. Diese sollten im besten Fall möglichst frühzeitig wahrgenommen werden, um Kinder für mögliche Problemsituationen zu stärken und zu verhindern, dass sie „unangemessene Entwicklungswege“ gehen (Aichinger, 2011). Diese Angebote sollten außerdem eine gewisse Regelmäßigkeit im biographischen Lebenslauf des Kindes beibehalten, da der Gewinn der Ressourcen aus einer einzelnen Einheit nicht für das gesamte Leben ausreicht. Außerdem wird empfohlen, sowohl zielgruppenspezifische als auch integrative Angebote wahrzunehmen, um die Kinder widerstandsfähiger zu machen (Aichinger, 2011).
Im Rahmen meines Studiums habe ich selbst mit drei weiteren Studentinnen ein Resilienzprojekt geplant und durchgeführt. Wir planten sechs Angebote mit unterschiedlichen Themenbereichen, die wir an sechs verschiedenen Tagen mit Grundschulkindern durchführten. Wir behandelten beispielsweise Themen wie Gefühle, Stärken, Ängste und Freundschaft und versuchten den Kindern anhand von gemeinsamem Lesen themenspezifischer Geschichten, gemeinsamem Reflektieren oder gemeinsamen Kreativarbeiten immer eine Botschaft zu vermitteln. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Kinder nicht nur die Themeninhalte verinnerlicht und gelernt haben, sondern ganz unbewusst immer mehr aus sich herausgekommen sind. Wir haben extra einige schüchterne Kinder ausgewählt, da schüchterne Kinder erfahrungsgemäß häufig Schwierigkeiten haben, sich in sozialen Interaktionen oder neuen und ihnen unbekannten Situationen sicher zu fühlen. Dementsprechend ist Resilienzförderung bei ihnen besonders zielführend. Es war wirklich schön zu beobachten, wie sich die Kinder von Einheit zu Einheit immer wohler gefühlt haben und sich sogar gut und gerne mit in das Projekt einbrachten und uns damit rückmeldeten, dass unser Ziel, Resilienz zu fördern, in ersten kleinen Ansätzen erreicht wurde. Das Resilienzprojekt und die Auseinandersetzung mit Resilienz an sich hat mir verdeutlicht, wie wichtig eine gesunde Widerstandsfähigkeit im Kindesalter ist und ich bin der Meinung, dass Resilienz eine viel größere Rolle im Kindergarten- und Schulalltag spielen sollte, denn ich denke, dass eine gesunde Widerstandsfähigkeit im Kindesalter sich positiv auf das gesamte Leben auswirken kann.
Literatur:
Aichinger, A. (2011). Resilienzförderung mit Kindern. Kinderpsychodrama Band 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Auf dem Gymnasium wurde das Thema „Resilienz“ in einem Psychologie-Kurs zwar angeschnitten, doch ich wollte mich persönlich intensiver in das Thema hineinarbeiten, da ich der Meinung bin, diese zu fördern besonders im Kindesalter sehr wichtig ist und viele Aspekte der geistigen und persönlichen Verfassung positiv beeinflussen kann. Durch mein Auseinandersetzen mit dem Thema ist mir außerdem deutlich geworden, dass auch ich persönlich sehr davon profitieren würde, meine Resilienz zu trainieren, um mich in Notsituationen nicht vulnerabel, sondern widerstandsfähig und abgesichert zu fühlen.
In der Psychologie bezeichnet Resilienz die psychische Widerstandsfähigkeit und Robustheit. (Brockmann & Lenz, 2013) Resiliente Menschen kennzeichnen sich dadurch, dass ihnen eine funktionale Adaption an widrige, oftmals traumatische Umgebungsbedingungen so gelingt, dass ein langfristiges gesundes psychologisches Funktionsniveau und Entwicklungsergebnis erreicht werden. (Noeker & Petermann, 2008) Folglich ist mit Resilienz eine psychische Widerstandsfähigkeit von Menschen gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken gemeint. (Wustmann, 2005)
Noeker und Petermann (2008) beschreiben adaptive Systeme auf vier Ebenen, die an der Entwicklung von Resilienz beteiligt sind. Dabei ist von personalen Kompetenzen des Kindes, des Familiensystems, Ressourcen des sozialen Netzwerkes und gesellschaftlich-kulturellen Faktoren die Rede. Ebenso können biologische Resilienzfaktoren die Impulskontrolle, Handlungsplanung und Emotionsregulation bei der Stressregulation stärken. Somit kann Resilienz als Fähigkeit verstanden werden, diese adaptiven Systeme in Belastungssituationen einzusetzen und deren negativen Auswirkungen und gesundheitsschädlichen Folgen sozusagen „abzupuffern“. (Brockmann & Lenz, 2013) Resilienz bedeutet jedoch keine stabile Immunität gegenüber negativen Lebensereignissen und psychischen Störungen, sondern fungiert als Konstrukt, das ja nach Zeit und Situation variieren kann. Resilienz meint also keine absolute Unverwundbarkeit gegenüber negativen Lebensereignissen. (Wustmann, 2005)
In der Resilienzforschung wird danach gefragt, über welche persönlichen Fähigkeiten und Eigenschaften, sowie familiäre und soziale Kräfte Kinder verfügen, die sich trotz Risiken und Belastungen psychisch gesund entwickeln. (Brockmann & Lenz, 2013) Zu diesem Thema gibt es zahlreiche Studien, bei denen die Forscher übereinstimmend zu dem Ergebnis kamen, dass bestimmte Eigenschaften, Fähigkeiten und Kräfte die Resilienz bestimmen bzw. an der Entstehung von Resilienz maßgeblich beteiligt sind. In der Wissenschaft ist die Rede von Schutzfaktoren, die Kinder unabhängig von der Art der Belastung stärken können. Dabei handelt es sich um persönliche, familiäre und soziale Schutzfaktoren. (Brockmann & Lenz, 2013) Als persönliche Schutzfaktoren von Kindern zählen ein ausgeglichenes Temperament, Problemlöse- und Kommunikationsfähigkeiten sowie ein positives Selbstwertgefühl, schulische Leistungsfähigkeit sowie eine ausgeprägte Sozialkompetenz. (Brockmann & Lenz, 2013) Angela Plass und Silke Wiegand-Gefe (2012) sprechen von einem einfachen, statt einem ausgeglichenen Temperament und erwähnen zudem noch seine Bedeutsamkeit für Kinder psychisch kranker Eltern. So zeigen sie auf, dass Kinder mit einem einfachen Temperament seltener der Kritik, Reizbarkeit und Feindseligkeit ihrer kranken Eltern ausgesetzt sind. Zu den persönlichen Schutzfaktoren, die in besonderer Weise für Kinder psychisch kranker Eltern relevant sind, zählen ebenfalls ein hohes Selbstwertgefühl, Problemlösekompetenz und eine hohe Selbstwirksamkeit. (Lenz & Kuhn, 2011) Im Allgemeinen zählen zu den familiären Schutzfaktoren eine sichere Bindung, ein positives Erziehungsklima, eine gute Paarbeziehung, konstruktive Überzeugungen der Familie, sowie Verbundenheit. (Brockmann & Lenz, 2013) Bei Kindern psychisch kranker Eltern kommen hier noch ein guter Familienzusammenhalt, die Verfügbarkeit eines gesunden Elternteils und eine gute familiäre Krankheitsbewältigung hinzu. (Lenz & Kuhn, 2011) Soziale Schutzfaktoren stellen eine soziale und emotionale Unterstützung, unterstützende Freundschaftsbeziehungen, sowie positive Erfahrungen in der Schule und Integration in der Freizeit dar. (Brockmann & Lenz, 2013)
Allen Kindern, im Sinn der Primärprävention und speziellen Risikokindern der Sekundärprävention, sollten Möglichkeiten angeboten werden, um essentielle Basiskompetenzen erwerben zu können, die förderlich für die Bewältigung schwieriger Lebensumstände sind. In der pädagogischen Praxis kann ein solcher primär- oder sekundärpräventiver Ansatz auf der individuellen Ebene und der Beziehungsebene aufgebaut werden. (Kipker, 2008)
Auf der individuellen Ebene sind manche Schutzfaktoren, wie z.B. das Temperament schwer zu beeinflussen. Jedoch können im pädagogischen Kontext Bereiche, wie Problemlösefertigkeiten, Selbstwirksamkeit, Stärkung des Selbstwertgefühls, sowie die Förderung von emotionalen und sozialen Kompetenzen hervorgehoben werden. (Wustmann, 2005) Diese sollten als Basis für die Gestaltung von Präventionsmaßnahmen dienen. Wichtig ist es jedoch, diese Anhaltspunkte auch in der alltäglichen Interaktion mit Kindern umzusetzen. (Kipker, 2008) Pädagogische Fachkräfte interagieren mit Kindern oftmals auf der Beziehungsebene. Im Alltag wirken Beziehungen als Katalysator erzieherischen Handelns, denn pädagogisches Handeln gewinnt laut Kipker, dann an Qualität, wenn die Leitprinzipien Struktur und Geborgenheit gleichermaßen berücksichtigt werden. Somit ist erzieherisches Handeln ohne Strukturen vorzugeben und Geborgenheit zu bieten nicht denkbar. (Kipker, 2008)
Bei der Sprache der Resilienz handelt es sich laut der amerikanischen Psychologin Edith H. Grotberg um die drei Kategorien ICH HABE, ICH BIN und ICH KANN. Mit diesem Wortschatz können Kinder Resilienz leichter bei sich selbst und anderen wahrnehmen. Dieses Vokabular kann eingesetzt werden, um die Gefühle, Einstellungen und Verhaltensweisen, die Resilienz bei Kindern fördern zu verstärken. Gewissermaßen verstehen sich diese Kategorien als ideale Ziele und geben damit lediglich die Richtung an, um eine beständige und fortlaufende Resilienz bei Kindern zu fördern. (Plass & Wiegand-Grefe, 2012)
Jedes Kind sollte in seinen individuellen Möglichkeiten gefestigt und auf Fortschritte aufmerksam gemacht werden. Ebenso sollte eine realistische Kontrollüberzeugung gefördert werden. Denn wenn das Kind die Erfahrung macht Situationen mitgestalten zu können, entsteht eine aktive und optimistische Grundhaltung. Dennoch sollten Unsicherheiten und Schwächen des Kindes nicht übersehen, verharmlost oder ignoriert werden. Stattdessen sollten mit dem Kind feinfühlig und schrittweise Kompetenzen aufgebaut werden. (Kipker, 2008)
Literatur:
Kipker, M. (2008). Kinder, die nicht aufgeben: Förderung der Resilienz in der pädagogischen Praxis.
Lenz, A. & Brockmann, E. (2013). Kinder psychisch kranker Eltern stärken: Informationen für Eltern, Erzieher und Lehrer.
Lenz, Albert; Kuhn, Juliane: Was stärkt Kinder psychisch kranker Eltern und fördert ihre Entwicklung? Überblick über die Ergebnisse der Resilienz- und Copingforschung (2011) – Wiegand-Grefe, Silke [Hrsg.]; Mattejat, Fritz [Hrsg.]; Lenz, Albert [Hrsg.] – DOI: 10.25656/01:3540
Noeker, M., & Petermann, F. (2008). Resilienz: Funktionale adaptation an widrige umgebungsbedingungen. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 56(4), 255–263. https://doi.org/10.1024/1661-4747.56.4.255
Plass, A. & Wiegand-Grefe, S. (2012). Kinder psychisch kranker Eltern: Entwicklungsrisiken erkennen und behandeln. Beltz.
Wustmann, Corina: Die Blickrichtung der neueren Resilienzforschung. Wie Kinder Lebensbelastungen bewältigen – In: Zeitschrift für Pädagogik 51 (2005) 2, S. 192-206 – DOI: 10.25656/01:4748