Lehrinnovation: Moodle-basierte Übungseinheiten: „Statistik – Inferenzstatistik und multivariate Verfahren“

Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Statistik – Inferenzstatistik und multivariate Verfahren“ von Prof. Dr. Nele Wild-Wall im 2. Semester des Studiengangs Psychologie werden in Moodle über den Semesterverlauf vier Übungseinheiten angeboten, in denen die Studierenden statistische Aufgaben zu Vorlesungs- und Seminarthemen lösen können. Inhaltlich sind die Aufgaben so gestaltet, dass sie zu den jeweils behandelten Themen des Moduls passen und so den Lernprozess der Studierenden gezielt unterstützen. Dabei wurden unterschiedliche Aufgabenformate integriert. So wird u.a. die Anwendung von Fakten- und Verständniswissen wie auch das Durchführen von statistischen Kalkulationen trainiert. Da die Übungen veranstaltungsbegleitend angeboten werden, müssen die jeweiligen Übungen innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums bearbeitet werden. Nach der Abgabe erhalten die Studierenden ein allgemeines Feedback. Es besteht die Möglichkeit, jede Aufgabe in  der für eine Übung zur Verfügung stehenden Zeit bis zu fünf Mal zu wiederholen, um ein Ergebnis von mindestens 50% korrekten Antworten zu erreichen. Nach dem Ende des jeweils für eine Übung zur Verfügung stehenden Zeitraums werden die korrekten Lösungen und Kalkulationswege über Moodle den Studierenden zugänglich gemacht. Die online-Übungen sind verpflichtend und unterstützen das regelmäßige Selbststudium der Studierenden während des Semesters. Viele Studierende nutzen diese Möglichkeit ebenfalls, um z.B. in Lerngruppen die Aufgaben gemeinsam zu bearbeiten.

Frage 1: Liebe Frau Prof. Dr. Wild-Wall, wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Moodle-basierte Übungseinheit in Ihrer Lehre einzusetzen bzw. warum sind die zusätzlichen, über Moodle angebotenen Übungen für das Modulangebot relevant?
Die Idee, eine Moodle-basierte Übungseinheit einzusetzen, entstand 2014. Eine Studentin, die im Auslandssemester in den USA war, hat mir berichtet, dass es in ihren Modulen zusätzlich zur Abschlussprüfung auch kleine Leistungsnachweise vor Ort sowie virtuell auf einer Übungsplattform im Netz gab. Dieses über das Semester verteilte kontinuierliche Lernen hat ihr sehr beim Lernfortschritt geholfen. Das kontinuierliche Lernen und Üben ist gerade bei meinem Modul „Statistik (Inferenzstatistik und multivariate Verfahren)“ hoch relevant, da die Studierenden viele Formeln anwenden und Rechnen müssen. Neben der Vorlesung, den Seminaren und einem fakultativen Tutorium hatte ich bisher auch noch Übungsaufgaben und Lösungen im Moodle bereitgestellt. Um das kontinuierliche Lernen noch weiter zu unterstützen, habe ich dann für das Sommersemester 2015 insgesamt vier Online-Tests in Moodle implementiert. Diese müssen seitdem von den Studierenden zu vier Zeitpunkten während des Semesters verpflichtend als unbenotete Teilleistung online bearbeitet und abgegeben werden. Dabei ist es weniger wichtig, dass jede Person den Test alleine bearbeitet. Wenn sich die Studierenden als Lerngruppen zusammensetzen und die Tests gemeinsam bearbeiten, hat das noch einen zusätzlichen Mehrwert für das Lernen.

Frage 2: Wo sehen Sie die Vorteile des Einsatzes digitaler Medien bzw. was kann durch digitale Medien geleistet werden, was ohne deren Einsatz nicht möglich wäre?
Ausschließlich digital basierte Lehre erfordert meiner Meinung nach viel Selbstdisziplin von den Studierenden. Das bringen nicht viele von den jungen Studierenden mit. Eine gute Lehrveranstaltung vor Ort kann daher kaum durch eine digitale Lehrveranstaltung ersetzt werden. Ich sehe die Vorteile eher im sog. „blended learning“. Der Mehrwert liegt meiner Meinung nach besonders in der Unterstützung des selbstgesteuerten Lernens der Studierenden neben den Präsenzveranstaltungen. Wichtig ist dabei, dass man nach Mechanismen sucht, welche die digitalen Angebote verpflichtend machen (z.B. über einen Bonus oder eine zu erbringende Teilleistung). Die Flexibilität des digitalen Angebots ist dadurch weiterhin gegeben, da die Studierenden über Ort und Zeit selbst entscheiden können.

Frage 3: Gab es Herausforderungen bei der Implementierung?
Ich musste mich natürlich erst einmal mit Moodle beschäftigen, wobei die Oberfläche nicht sehr benutzerfreundlich ist. Im Prinzip hat aber alles gut funktioniert. Herausfordernd beim Inhalt war auch, dass ich nur zu einem geringen Teil Multiple Choice- oder Zuordnungsaufgaben präsentieren wollte. Der größte Teil sollte das Rechnen von inferenzstatistischen Textaufgaben sein. Die gefundene Lösung besteht darin, dass von den Studierenden zu einer Textaufgabe die gesamte Rechnung in Zwischenergebnissen eingegeben werden muss. Rundungsabweichungen bei den Zahlen können im Moodle bedacht werden (z.B. wäre dann ein Wert zwischen 0,125 und 0,225 korrekt, wobei das richtige Ergebnis genau in der Mitte liegt).

Frage 4: Welche Rückmeldung haben Sie von den Studierenden erhalten?
Technisch hat alles ganz gut funktioniert. Die Rückmeldung von den Studierenden war generell positiv. Auf mein Nachfragen hat sich herausgestellt, dass sich zu den Tests einige Lerngruppen zusammengefunden haben. Statistik ist für die Psychologie-Studierenden sicherlich immer noch ein „Angstfach“. Die Durchfallquoten in dem Modul haben sich aber seit der Implementierung der Online-Tests verringert und sind generell auch nicht sehr hoch.

Frage 5: Wo sehen Sie zukünftige Potenziale für den Einsatz von E-Learning in der Lehre?
Ich denke, „blended learning“ wäre eine gute Option für (fast) alle Module in der Präsenzlehre. E-Learning im engeren Sinne wäre wahrscheinlich eine von mehreren Möglichkeiten, um für unterschiedliche Zielgruppen zusätzliche Fort- und Weiterbildungsangebote der Hochschule anzubieten.

Frage 6: Welchen Rat würden Sie anderen Lehrenden geben, wenn diese Vorhaben, digitale Medien in der Lehre einzusetzen?
Einfach mal in einem Modul austesten, langsam anfangen und ein wenig Mut zum Experimentieren haben.

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